Bis vor Kurzem wurden die signifikante klinische Belastung und die hohen Kosten im Zusammenhang mit Hautrissen vom Gesundheitswesen weitestgehend ignoriert und vernachlässigt: Hautrisse waren nur wenig erforscht, dokumentiert und kontrolliert. Seit Kurzem finden Hautrisse jedoch mehr Aufmerksamkeit, seit das International Skin Tear Advisory Panel (ISTAP) gegründet und bessere Wundverbände verfügbar sind.

ISTAP definiert einen Hautriss folgendermassen: «Eine Wunde, die durch Scherkräfte, Reibung und/oder stumpfe Gewalteinwirkung verursacht wird und zur Trennung von Hautschichten führt. Dabei kann es sich um eine teilweise Trennung (der Epidermis von der Dermis) oder um eine vollständige Trennung (der Epidermis und Dermis von den darunter liegenden Strukturen) handeln.»  ¹ 

Hautrisse haben oft eine gezackte und unregelmässige Form, sind in den meisten Fällen schmerzhaft und heilen nur langsam.

Ursachen

Hautrisse sind in allen Bereichen zu finden, treten aber am häufigsten bei älteren Patienten (> 65 Jahre) zuhause, im Krankenhaus, in der Langzeitpflege oder in Seniorenheimen auf.  ².

Die häufigsten Körperstellen, an denen Hautrisse auftreten, sind Arme (48 %), Unterschenkel (40 %) und Hände (12 %). Zu den Ursachen zählen stumpfes Trauma wie Stossen an Gegenständen (44 %), Trauma durch alltägliche Aktivitäten (20 %) und Stürze (12 %)  ³. Bei älteren Patienten kann es im Zuge von kritischen oder chronischen Erkrankungen oder sogar von ungewollt grobem Umgang zu Hautrissen kommen  ⁴. Viele Patienten erleiden mehrere Hautrisse  ^{5  6}. Ca. 50 % der Hautrisse treten am dorsalen Unterarm auf. Frauen sind am häufigsten betroffen  ⁷.

Es gibt nicht viele Studien zur Prävalenz bei Neugeborenen, obwohl Hautrisse in der  ^{8  9}pädiatrischen Population häufig sind, oder Patienten in der Notaufnahme (exklusive der Patienten, die aus Pflegeheimen eingeliefert werden). Hautrisse treten auch bei Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung in der Palliativpflege  ¹⁰ und in Pflegeheimen für Blinde und Sehbehinderte auf  ¹¹.

Risikofaktoren

Es gibt noch viele Ungewissheiten hinsichtlich der Risikofaktoren von Hautrissen bei älteren Menschen, die folgenden sechs Faktoren könnten aber die Entwicklung von Hautrissen begünstigen  ¹²:

• Prellungen
• Senile Purpura
• Hämatome
• Hinweise auf verheilte Hautrisse
• Ödeme
• Bettlägerigkeit

Anhand der Hauteigenschaften kann die Entwicklung von Hautrissen bei älteren Patienten prognostiziert werden. Risikofaktoren, bei denen ein gewisses Mass an Kontrolle besteht  ^{7  13} :

• Verlegungen und Stürze
• Mangelernährung
• Polypharmazie
• Verwendung von Hilfsgeräten
• An- und Ausziehen von Strümpfen
• Entfernen von Pflastern oder Verbänden
• Blutentnahme
• Prothesen
• Hautreinigungsmittel

Risikofaktoren für Hautrisse bei Neugeboren hängen hauptsächlich mit dem Befestigen von lebensrettenden Medizingeräten an der Haut des Neugeborenen zusammen, die dünn und extrem fragil ist. Es ist daher zwingend erforderlich, das am wenigsten haftende Produkt zu verwenden, denn die Bindung zwischen Dermis und Epidermis ist vermindert und kann geringer sein als die zwischen Epidermis und dem haftenden Produkt.  ⁹Das führt wiederum beim Entfernen des Produkts zum Reissen der Epidermis, also zu einem Hautriss.

Behandlung von Hautrissen

Das ISTAP Skin Tear Tool Kit gibt medizinischen Fachkräften einen systematischen Ansatz für die Prävention, Behandlung und Versorgung von Hautrissen an die Hand  ¹². 

Die Rolle von Wundverbänden bei der Behandlung von Hautrissen

Die Prioritäten bei der Versorgung von Hautrissen bestehen in der angemessenen Bewertung, Klassifizierung und Behandlung der Wunde, um Komplikationen zu vermeiden, und in der Auswahl des am besten geeigneten Wundverbands, der ein therapeutisches, ungestörtes Milieu fördert, in dem die Wunde so schnell wie möglich heilen kann. Es ist unbedingt erforderlich einen Verband auszuwählen, der ein feuchtes Wundmilieu zur Heilung aufrechterhält und die Wundränder versiegelt, um Leckagen zu verhindern und die Mazeration zu minimieren, und gleichzeitig die fragile wundumgebende Haut schont  ¹². Es werden Verbände empfohlen, die die Feuchtigkeit zurückhalten und in vielen verschiedenen Formen verfügbar sind, einschliesslich Verbände aus Gewebe, Silikon, Acrylschaum, Hydrogel, Calciumalginat und Hydrofasern  ¹⁴. Um Hautabrisse zu verhindern, müssen aggressive Haftmittel bei Verbänden für Hautrisse vermieden werden  ^{12  15  16}.

Was die Bedürfnisse des Patienten anbelangt, so ist ein kurzer Krankenhausaufenthalt mit so viel Komfort und so wenig Trauma wie möglich während der Heilung des Hautrisses optimal  ⁴.

Gesundheitsökonomie

Die Verwendung eines Cyanoacrylat-Hautschutzmittels im Vergleich zu der täglichen Verwendung von mit Vaseline beschichteter Gaze bietet Einsparungen durch reduzierte Verbandskosten und Anwendungszeiten. Dies wirkt sich positiv auf die Auslastung von Arbeitskräften und Ressourcen aus  ¹⁷ . Die Verwendung von Cyanoacrylat-Verbänden führt zu einer Verringerung der Kosten pro Hautbehandlung von 32,74 USD auf 11,19 USD. Medizinische Fachkräfte meldeten eine höhere Zufriedenheit mit dem Cyanoacrylat-Verband, da er einfach anzuwenden ist, den Hautriss gut verbindet und weniger Verbandswechsel notwendig macht  ¹⁷.

Verbandshaftmittel und ihre Auswirkungen auf die Hornhaut sind sehr wichtig für die Gesundheitsökonomie, insbesondere im Zusammenhang mit den Empfehlungen des ISTAP, keine schweren Fixateure zu verwenden  ^{12  16  18  19}. Auch wenn Silikontapes und andere fortschrittliche Haftmittel im Vergleich zu konventionellen anfangs einen höheren Kaufpreis haben, bietet ihre «Sanftheit» den Vorteil, dass die Integrität der Haut gewahrt wird. Somit werden finanzielle Kosten aufgrund von Hautverletzungen durch konventionelle Tapes verhindert  ^{16  18}.